Alkoholismus, der lange Zeit als rein psychologisches und soziales Problem galt, kann durch eine Operation geheilt werden. Wissenschaftler der Universität Cincinnati haben eine innovative Methode mittels Magenbypass-Operation vorgeschlagen, die nicht nur im Kampf gegen Fettleibigkeit, sondern auch gegen Alkoholsucht wirksam sein könnte.

Der Magenbypass ist ein chirurgischer Eingriff, der ursprünglich zur Behandlung von Fettleibigkeit gedacht war, bei dem ein Teil des Magens aus dem Verdauungsprozess entfernt wird. Dieses Verfahren trägt dazu bei, die Menge der Nahrung, die in den Körper gelangt, deutlich zu reduzieren und die Menge der Nährstoffe, die im Darm aufgenommen werden, zu verringern. Doch eine von Wissenschaftlern durchgeführte Studie hat gezeigt, dass die Wirkung von Bypass über den Kampf gegen Übergewicht hinausgeht.

Bei einer Analyse der Daten von 80.000 Menschen, die sich einer Roux-en-Y-Operation unterzogen hatten, stellten Wissenschaftler fest, dass bei diesen Patienten nicht nur das Verlangen nach Essen, sondern auch nach Alkohol deutlich abnahm. Interessanterweise war das Ergebnis bei den am Experiment teilnehmenden Menschen und Tieren das gleiche. Nagetiere, denen Alkohol verabreicht wurde, tranken nach einer Magenbypass-Operation viel weniger.

Die Haupthypothese der Experten besteht darin, dass das Hormon GLP-1, das eine wichtige Rolle bei der Regulierung von Appetit und Nahrungsmittelempfindlichkeit spielt, auch den Alkoholkonsum beeinflussen könnte. Dieses Hormon wird im Körper als Reaktion auf die Nahrungsaufnahme produziert und kann, wie sich herausgestellt hat, auch das Verlangen nach Alkohol verringern.

Die Vorstellung, dass Magenoperationen bei der Behandlung von Alkoholsucht helfen könnten, eröffnet neue Möglichkeiten in der Medizin. Anders als herkömmliche Behandlungsmethoden für Alkoholismus wie Psychotherapie oder Medikamente wirkt ein Magenbypass auf physiologischer Ebene. Dies kann insbesondere für Menschen mit chronischem Alkoholismus hilfreich sein, die mit herkömmlichen Methoden Schwierigkeiten haben, ihre Sucht zu überwinden.

Obwohl diese Behandlungsmethode noch weiterer Forschung und klinischer Tests bedarf, hat sie bereits ermutigende Ergebnisse gezeigt. Sollte sich die Hypothese bestätigen, könnte die Operation zu einem wichtigen Instrument in der Behandlung von Alkoholismus werden und den Patienten eine neue Chance bieten, ihre Sucht zu überwinden und ihre Lebensqualität zu verbessern.